Der Wegfall der CS schwächt den Wettbewerb am Schweizer Hypothekarmarkt. Wer aber vergleicht, hat Chancen auf sehr attraktive Zinsen.
Michael Ferber 13.08.2024, 05.30 Uhr
Die Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS hinterlässt ihre Spuren auch am Schweizer Hypothekarmarkt. Laut Beobachtern trennt sich die «neue UBS» von Hypothekarkundinnen und -kunden, die gewisse Solvenzvorstellungen nicht erfüllen. Über das Wochenende war in der «Sonntags-Zeitung» zu lesen, am ganzen Markt weiteten Banken ihre Margen auf Kosten der Hypothekarkundschaft aus. Die Zinsen für Festhypotheken seien daher nicht so stark gesunken, wie dies hätte der Fall sein sollen.
Das ist aber kein Drama angesichts eines Marktes, in dem Dutzende von Anbietern um die Gunst von Immobilienkäufern buhlen. Die Schweiz hat schliesslich mit mehr als 200 Banken eine der höchsten Bankdichten weltweit. Im Schweizer Hypothekarmarkt, der laut einer Studie des Hypothekenvermittlers Moneypark in den vergangenen zehn Jahren um mehr als einen Drittel auf 1239 Milliarden Franken gewachsen ist, herrscht starker Wettbewerb.
Marktführer sind übrigens die Kantonalbanken, die im vergangenen Jahr kumuliert auf einen Anteil von 37 Prozent am Schweizer Hypothekarmarkt kamen. Die UBS hatte inklusive des Hypothekargeschäfts der übernommenen Credit Suisse einen beträchtlichen Marktanteil von 23 Prozent, darauf folgte die Bankengruppe Raiffeisen mit 17 Prozent. Die Regionalbanken und Sparkassen kamen auf 8 Prozent. Viele Kunden wissen nicht, dass man auch bei verschiedenen Versicherungen und Pensionskassen Hypotheken abschliessen kann. Deren Marktanteile lagen 2023 bei 3 beziehungsweise 2 Prozent.
Es gibt also im Schweizer Hypothekarmarkt definitiv kein Oligopol, das die Hypothekarzinsen künstlich hochhält. Gleichzeitig ist am Markt aber zu hören, der Wegfall der Credit Suisse habe den Wettbewerb geschwächt – dieser Effekt wird momentan anscheinend «verdaut». Ausserdem sind viele Banken in den vergangenen Jahren einfach und schnell gewachsen, haben hohe Hypothekarvolumen und kämpfen nicht mehr mit den allerbesten Zinsen um Kundschaft. Sie geben die beiden Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) – wenn überhaupt – nur mit Verzögerung weiter.
Trotzdem sollten sich die Kundinnen und Kunden vor allem an die eigene Nase fassen. Sie sind letztlich selber schuld, wenn sie zu hohe Hypothekarzinsen akzeptieren und es den Banken so einfach machen. Auch heute noch schliessen viele ihre Hypothek vorschnell bei der Hausbank ab, ohne Alternativen in Erwägung zu ziehen – sei es aus Unwissen oder Trägheit. Wer hingegen die Konditionen von verschiedenen Anbietern vergleicht, Offerten einholt und Hypothekenplattformen nutzt, hat Chancen auf sehr attraktive Hypothekarzinsen. Auf längere Sicht kann ein solcher Vergleich einen Unterschied von mehreren zehntausend Franken ausmachen.
Es gibt auch Anbieter, die Vergleiche für Kunden anstellen. Solche Hypothekarvermittler hatten in der Schweiz laut einer Studie der Hochschule Luzern 2022 aber nur einen Marktanteil von rund 3,5 Prozent, während er in Deutschland bei 30 bis 40 Prozent lag. Auch Online-Hypotheken sind hierzulande weiterhin nur eine Nische. Die Wachstumsdynamik der Online-Vermittlungsplattformen habe sich in den Jahren vor der im Herbst 2023 erschienenen Studie zudem verlangsamt, teilt die Hochschule mit.
Das Verhalten der Hypothekarkunden scheint sich in der Schweiz also nur langsam zu ändern. Viele finanzieren ihre Immobilie beim Banker um die Ecke oder bei dem Finanzinstitut, das den lokalen Fussballklub sponsert – ohne die Konditionen zu vergleichen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Es hat sogar etwas von einer heilen Welt, in der man sich kennt und sich gegenseitig unterstützt. Nur sollte man sich dann nicht gleichzeitig über «zu hohe» Hypothekarzinsen beschweren.
Schreibe einen Kommentar