Systematisches Sparen mit kostengünstigen Indexfonds ist hierzulande eine Seltenheit. Neon und Postfinance könnten nun den Wettbewerb beleben. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.
ETF gelten als grösste Innovation der Finanzindustrie seit dem Bancomaten. Postfinance will bald als erster grosser Anbieter ETF-Sparpläne anbieten.

Systematisches Sparen mit kostengünstigen Indexfonds ist hierzulande eine Seltenheit. Neon und Postfinance könnten nun den Wettbewerb beleben. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.

Eflamm Mordrelle11.05.2024, 05.30 Uhr 

ETF gelten als grösste Innovation der Finanzindustrie seit dem Bancomaten. Postfinance will bald als erster grosser Anbieter ETF-Sparpläne anbieten.

Sparen und Investieren ist unumgänglich. Das gilt vor allem für die Altersvorsorge. Aber auch für grosse Anschaffungen wie eine Immobilie muss das Geld arbeiten, damit Vermögen entsteht. Doch ausgerechnet eine der effektivsten Methoden für Private, um Vermögen aufzubauen, ist in der Schweiz kaum erhältlich: der ETF-Sparplan.

Das könnte sich bald ändern. Mit Postfinance plant einer der grössten Finanzdienstleister des Landes, solche Sparpläne zu lancieren. Zudem bietet die Digitalbank Neon neuerdings gebührenfreie ETF-Sparpläne an. Ob das eine «neue Ära in der Geldanlage» einläuten wird, wie Neon behauptet, ist ungewiss. Denn der Markt ist träge, und Sparer in der Schweiz sind oft skeptisch gegenüber dem Investieren.

Gemäss Umfrage des Online-Vergleichsdienstes Moneyland parkiert die grosse Mehrheit das Geld immer noch auf dem Privat- oder Sparkonto. Erst ein Drittel legt in Aktien an, direkt, über Fonds oder ETF. Doch das Thema ETF-Sparplan wird auch in der Schweiz wichtiger und könnte sich – wie bereits in Deutschland – als beliebte Sparmethode etablieren.

Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Sparen mit ETF.

Was ist das, ein ETF-Sparplan?

Mit einem Sparplan wird in regelmässigen Zeitabständen, etwa monatlich, auf ein Konto oder ein Depot überwiesen. Bei ETF-Sparplänen wird das eingezahlte Geld dann in ETF angelegt. Das sind börsengehandelte, «passive» Fonds, die einen Börsenindex wie den MSCI World oder Länderindizes wie den amerikanischen S&P 500, den deutschen DAX oder den Schweizer SPI abbilden.

Weil ETF «nur» den Markt replizieren, sind die Kosten tiefer als bei aktiven Fonds, bei denen Portfoliomanager versuchen, mit der Auswahl von Aktien eine bessere Rendite als der Markt zu erzielen – die meisten scheitern daran. Weil die Kosten für die Selektion wegfallen, sind ETF-Sparpläne oft günstiger als herkömmliche Fondssparpläne.

Weil das Investieren automatisch vorgenommen wird, sind sie bequem und haben einen disziplinierenden Effekt: Das Handeln aus dem Affekt wird praktisch ausgeschaltet. Zudem soll das regelmässige Investieren Marktschwankungen längerfristig ausbügeln.

Gemäss Julius Kirscheneder, Mitgründer von Neon, eignen sich ETF für breite Schichten der Bevölkerung, weil es kein grosses Finanzwissen benötigt. «Die Investition ist breit gestreut, das Risiko somit geringer als bei Einzelaktien», sagt er.

Was sind die Vorteile des Investierens über solche Sparpläne?

Um effektiv Vermögen aufzubauen, sind drei Elemente entscheidend: die Langfristigkeit des Engagements, das regelmässige Investieren und Reinvestieren der Erträge sowie tiefe Gebühren. «Immer mehr werden sich bewusst, dass sie beim Investieren auf die Kosten achten müssen», sagt Felix Niederer, Mitgründer von True Wealth, einem digitalen Vermögensverwalter, der hauptsächlich ETF einsetzt.

Niedrige Gebühren sind so wichtig, weil sie die Anlageperformance mindern. Das ist ein Effekt, der sich besonders langfristig negativ auswirkt. So fallen bei aktiven Fonds meist Produktkosten von mindestens 1 Prozent der Anlagesumme an. Hinzu kommen Ausgabe- und Rücknahmekommissionen, Transaktions- und Depotgebühren. Geht man kumuliert von Gesamtkosten von 2 Prozent jährlich aus, dann gehen bei einer Anlagesumme von 50 000 Franken jedes Jahr tausend Franken in Form von Gebühren und Abgaben an die Bank.

Warum bieten viele Banken nur teure aktive Fonds an?

Banken kennen die Vorteile von ETF, setzen aber weiterhin auf teure Fondssparpläne. Denn für sie ist es ein einträgliches Geschäft auf Kosten der Kunden. Gemäss einer Studie von VZ Vermögenszentrum zahlen Sparende für Anlageprodukte in ihren Depots fast immer zu hohe Gebühren. Würden Kunden ihre teuren, aktiv verwalteten Fonds gegen günstige Indexprodukte auswechseln, würden sie über die Jahre Tausende von Franken sparen.

Hinzu kommt, dass die meisten Fonds trotz höheren Kosten und «aktiver Selektion» langfristig nicht in der Lage sind, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Vier von fünf aktiven Fonds auf Schweizer Aktien liefern gemäss VZ über fünf Jahre eine schlechtere Rendite als vergleichbare ETF. Für ausländische Aktien fällt die Bilanz noch schlechter aus. Aktive Anlagefonds sind für Kunden «Renditebremsen».

Warum sind ETF-Sparpläne in der Schweiz kaum erhältlich?

«Der Markt ist noch nicht in Bewegung. Die etablierten Banken bieten weiterhin teure, aktiv verwaltete Fonds an, wie sie das schon lange tun», sagt Niederer. Schweizer sind bei Themen wie der Geldanlage nicht sehr preissensitiv und träge, wenn es darum geht, einen teuren Anbieter zu verlassen. Banken haben somit kaum Anreize, günstige Lösungen anzubieten. Unter den Instituten herrscht wenig Wettbewerb.

Deshalb bieten bis jetzt vor allem digitale Anbieter wie Swissquote, Yuh, Neon oder Robo-Advisor wie Findependent, Selma oder True Wealth die Möglichkeit, ETF zu besparen. Auch ausländische Online-Broker wie Degiro oder Flatex haben Pläne im Angebot. Bei den Regionalbanken gibt es vereinzelte wie die Schwyzer oder die Zuger Kantonalbank, die passive Fonds in ihren Sparplänen anbieten.

Weil die Gebühren in der Schweiz allgemein sehr hoch seien, sei das regelmässige Investieren bisher erst ab grösseren Volumen sinnvoll gewesen, bemerkt Julius Kirscheneder von Neon. Durch den Wegfall von Mindest-Anlagebeträgen wolle Neon nun die Eintrittsbarrieren senken und ein Angebot sowohl für Anfänger wie Anleger bieten, die etwas Vorwissen haben.

Wie investiert man in einen ETF-Sparplan?

Da Banken oft keine ETF-Sparpläne haben, muss man auf einen der oben erwähnten Anbieter ausweichen. Der Aufnahmeprozess ist wenig aufwendig, oft rein digital. Anspruchsvoller ist die Auswahl des passenden ETF.

Eine Auseinandersetzung mit den einzelnen Produkten ist unerlässlich, denn auch unter den zahlreichen ETF gibt es grosse Unterschiede bezüglich Länder, Risikoprofile, Replikationsmethoden, Währungen und Gebühren. Der Nachteil digitaler Anbieter ist, dass sie kaum Beratung anbieten. Kunden müssen sich selbst informieren und ihren Sparplan entsprechend einrichten.

Automatisierte Investitionsaufträge sind am bequemsten, alternativ kann ein Dauerauftrag bei der Hausbank eingerichtet werden, der regelmässig in den entsprechenden ETF-Sparplan überweist.

Bei einem langen Zeithorizont jenseits von zehn Jahren und hoher Risikoneigung sind ETF auf den Weltindex MSCI World beliebt. Will man sich auf die Schweiz und Investitionen in Schweizerfranken beschränken, bieten sich wiederum ETF auf Schweizer Indizes wie SMI, SLI oder SPI an.

Was sind die Nachteile von ETF-Sparplänen?

Das Einrichten eines ETF-Sparplans ist technisch einfach. Doch da dieser über Jahre oder Jahrzehnte laufen sollte, ist die Auswahl nicht nur des passenden ETF, sondern auch der Strategie entscheidend, zumal sich über solche Zeiträume auch die Lebensumstände ändern können.

So ist für den Aufbau von Vermögen wichtig, thesaurierende ETF zu wählen, welche die Dividende reinvestieren. Ein ausschüttender Fonds kann steuerlich mit Nachteilen verbunden sein.

Sparende müssen sich auch versteckter Risiken bewusst sein, beim MSCI World etwa des Übergewichts an amerikanischen Aktien; oder bei ausländischen Aktienmärkten des Währungsrisikos, das abgesichert werden kann.

Auch bei versteckten Gebühren ist Vorsicht geboten. So kann das Investieren zwar kostenlos erscheinen, dafür fallen bei der Auszahlung oder anderen Transaktionen Gebühren an. Die Kostenstruktur ist bei Neobanken nicht immer transparenter als bei herkömmlichen Banken.

Es gibt aber auch Kritik gegenüber der Annahme, dass sich regelmässiges Investieren positiv auf die Rendite auswirkt, weil über längere Zeiträume mehr Anteile zu niedrigeren Preisen gekauft werden. Dieser sogenannte «Durchschnittskosteneffekt» ist auf Basis wissenschaftlicher Befunde umstritten.

Kommt jetzt der Durchbruch für ETF-Sparpläne?

Bei Neon geht man davon aus, dass es in den nächsten zwei Jahren starkes Wachstum geben wird und die Zahl aktiver ETF-Sparpläne auf eine halbe Million ansteigen könnte. Entscheidender für einen möglichen Durchbruch dürfte jedoch die Lancierung von ETF-Sparplänen durch die grössere Postfinance sein, sie will ihre Pläne in den nächsten Wochen vorstellen. Sollten diese auf Resonanz stossen, könnte das andere grosse Anbieter dazu bewegen, ihre Zurückhaltung zu überdenken.

Bei diesen tut sich in dem Bereich noch nicht viel. Weder Raiffeisen, UBS noch die ZKB haben derzeit für Schweizer Kunden ETF-Sparpläne im Angebot. Bei der ZKB sei nichts in Planung, weil die Bank bisher nur «vereinzelte Nachfragen» nach diesen Sparplänen gehabt habe, heisst es auf Anfrage. Auch bei der Raiffeisen ist eine Erweiterung des Fondssparplan-Angebots um ETF derzeit nicht geplant.

https://www.nzz.ch/finanzen/guenstiges-investieren-fuer-alle-nicht-in-der-schweiz-etf-sparplaene-sind-bisher-kaum-erhaeltlich-das-soll-sich-nun-aendern-ld.1829896?mktcid=smsh&mktcval=LinkedIn

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