“Ein Robo-Advisor kann die Vermögensverwaltung für viele Sparerinnen und Sparer leichter und komfortabler machen. Dass er mehr Rendite bringt als ein Anlage-Depot in Eigenregie, ist damit allerdings nicht gesagt.”

Bankgeschäfte oder den Kauf eines Investmentfonds erledigen viele Sparerinnen und Sparer längst per PC oder Smartphone. Auch das Vermögen kann man online verwalten lassen – über sogenannte Robo-Advisor.

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

Anbieter einer digitalen Vermögensverwaltung gibt es in Deutschland bereits seit rund zehn Jahren. Dafür hat sich, nach US-amerikanischem Vorbild, der Begriff “Robo-Advisor” eingebürgert.

Bei einem Robo-Advisor handelt es sich um eine Online-Vermögensverwaltung. Einen Vermögensberater, etwa wie in einer Bankfiliale, gibt es dabei nicht mehr, wie Markus Jordan vom Verbraucherportal extraETF erläutert: “Das Ganze läuft digital ab. Man geht auf die Website des Anbieters und informiert sich über das Angebot und die Strategien. Dann sucht man sich die passende Strategie aus, eröffnet das Depot und erteilt die Vermögensverwaltungsvollmacht – alles digital.”

Verwaltung auch für kleine Vermögen

Was früher nur wohlhabenden Anlegerinnen und Anlegern möglich war – der individuelle Aufbau eines sogenannten Portfolios, also einer Zusammenstellung von Anlageprodukten wie Fonds durch einen Vermögensverwalter -, das sollen die Robo-Advisor auch für kleine Geldbeträge möglich machen.

Zum Teil ab Einlagen von wenigen Hundert Euro können Fondssparerinnen und -sparer hier ihr Geld nach persönlichen Kriterien verwalten lassen. Und genau wie bei den großen Vermögensverwaltern werden die Anlagen permanent überwacht und bei Bedarf umgeschichtet. Auch Sparpläne können bei den meisten Robo-Advisors angelegt werden.

Einzelne Anbieter verwalten Milliarden

Die rund 20 Anbieter in Deutschland verwalten inzwischen nach Schätzungen des Datendienstleisters Statista knapp 30 Milliarden Euro. Die Marktführer wie VisualVest, eine Tochter der Fondsgesellschaft Union Investment, oder Quirion, die zur Quirin Bank gehört, schaffen es alleine auf Milliardenbeträge an Euro, die sie im Kundenauftrag verwalten.

Damit der “Robo” eine möglichst genau abstimmte Anlage aufbauen kann, durchlaufen die neuen Kunden zunächst eine kleine Online-Befragung. “Wie alt ist der Anleger? Wie lange möchte die Anlegerin das Geld arbeiten lassen? Wie lange kann sie es arbeiten lassen? Was ist der Risikoappetit und auch die Risikotragfähigkeit von den Anlegerinnen und Anlegern?”, beschreibt Philipp Dobbert von Quirion den Fragenkatalog. “Das sind die wirklich entscheidenden Fragen für einen professionellen Vermögensaufbau oder auch Vermögenserhalt, je nach Ziel.”

Breit gestreut in Indexfonds

Wie Quirion ermitteln alle Anbieter aus den Ergebnissen eines solchen “Eingangtests” ein Anlage-Portfolio. In der Regel werden dazu günstige Indexfonds, kurz ETF, genutzt. Mit ihnen wird dann in einen breit gestreuten Korb aus Aktien- oder Anleihen investiert. Dafür müssen Anlegerinnen und Anleger aber zunächst ein Depot eröffnen, entweder beim Anbieter selbst oder seiner Partnerbank.

Bei der digitalen Vermögensanlage wird das Vermögen der Kundinnen und Kunden aber nicht nur entsprechend der Vorgaben aufgeteilt. Die Fonds im Depot und ihre Zusammensetzung werden auch fortlaufend überwacht. Der “Robo” behält zum Beispiel die Verteilung von Aktien und Anleihen im Auge, wie Dobbert erklärt: “Wir stellen die Quoten wieder her, so wie sie bei Vertragsschluss mal vereinbart waren. Etwa bei einem Portfolio mit 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen entsteht durch die Marktentwicklung vielleicht einmal ein Anteil von 56 Prozent Aktien und nur noch 44 Prozent Anleihen”, so der Experte. “Wir lösen dann die entsprechenden Käufe und Verkäufe aus, sodass die ursprüngliche Verteilung wieder hergestellt wird.”

Passiver oder aktiver Ansatz

Inzwischen gibt es unter den Online-Vermögensverwaltung zwei Varianten. Die sogenannten “passiven” Robo-Advisor, zu denen auch Quirion gehört, beschränken sich auf dieses “Rebalancing”, also die Wiederherstellug der Verteilungen im Depot. Andere Anbieter, wollen “aktiv” auch bestimmte Marktphasen, etwa bei einem Aktiencrash, ausnutzen. Auch eine Vermögensverwaltung mit ausschließlich nachhaltigen Fonds bieten einige Dienstleister auf Wunsch inzwischen an.

Für ein so betreutes Vermögen erheben die Robo-Advisor zwischen 0,5 und 0,7 Prozent an jährlichen Gebühren. Wer also 50.000 Euro verwalten lässt, zahlt jährlich zwischen 250 und 350 Euro für den Dienst. Das ist deutlich weniger als eine klassische Vermögensverwaltung mit einem persönlichen Ansprechpartner in Rechnung stellt. Dafür können Kunden in der Regel aber auch nur per Mail, Chat oder Telefonhotline mit dem Kundenservice kommunizieren.

Renditevergleich fällt unterschiedlich aus

Ob eine digitale Vermögensverwaltung ihre Kosten wieder einspielt, hat das Verbraucherportal extraETF überprüft, das auch einen Vergleich der deutschen Robo-Advisor anbietet. Es hat die Wertentwicklung bei 22 Robo-Advisors mit einer einfachen Strategie aus 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen verglichen. “Betrachtet man die Renditen im Jahr 2023, so waren sechs Anbieter besser und vierzehn schlechter als unser Vergleichsportfolio”, so Markus Jordan. “Das Vergleichsportfolio, erzielte im Jahr 2023 eine Rendite von 10,9 Prozent. Der beste digitale Vermögensverwalter schaffte 14 Prozent und der schlechteste 3,4 Prozent.”

Ein Robo-Advisor kann die Vermögensverwaltung für viele Sparerinnen und Sparer also leichter und komfortabler machen. Dass er mehr Rendite bringt als ein Anlage-Depot in Eigenregie, ist damit allerdings nicht gesagt.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/vermoegensverwaltung-robo-advisor-geldanlage-100.html

https://extraetf.com/de/robo-advisor


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