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Themen-ETFs: 30 Prozent Verlust in den ersten fünf Jahren

Wasserstoff, Cybersecurity, Digital Payment, Haustiere und Geschlechtergerechtigkeit: All diese Felder machen Themen-ETFs investierbar. Eine Studie der Ohio State University zeigt nun, dass Themen-ETFs im Durchschnitt 30 Prozent Rendite in den ersten fünf Jahren einbüßen. Dabei können sie richtig eingesetzt zum Renditebooster im Depot werden.

Mode ist ein großes Paradoxon. Designerinnen und Designer versuchen einzigartige Kollektionen zu kreieren, die sich optimalerweise millionenfach verkaufen sollen, um gleichzeitig die Individualität ihrer Trägerinnen und Träger herauszustellen. Klassischer Zielkonflikt. Bedeutet: Wer auf die neuesten Trends setzt, ist nichts anderes als ein Mitläufer. Das führt zu Verdruss und vor allem zu Geldverschwendung. Moden gibt es auch in der Finanzwelt zu Genüge. Und auch genügend Trends, die nicht funktionieren. Zum Beispiel bei Themen-ETFs.    

Eine Studie der Ohio State University kommt zu dem Schluss, dass Themen-ETFs in den ersten fünf Jahren nach ihrem Start im Durchschnitt 30 Prozent risikoadjustierte Rendite einbüßen. Sie schnitten sogar meist schlechter ab als marktbreite Indizes wie der S&P 500. Das hat natürlich auch mit den Kosten zu tun. Denn neue Produkte sind aufgrund ihrer begrenzten Fondsgröße stets etwas teurer. Der Hauptgrund liegt allerdings am Hype. Sie kommen dann auf den Markt, wenn die Finanzcommunity eh schon völlig aus dem Häuschen ist.  

Einstieg in Themen-ETFs immer zum ungünstigen Zeitpunkt

Was heißt das konkret? Große Fondsgesellschaften launchen Produkte auf Themen wie Biotech, Cybersecurity oder absolute Nischenthemen wie dem K-Pop auf dem Höhepunkt der Nachfrage. Andersherum wäre es auch sinnlos. Das hat allerdings zur Folge, dass Einzelwerte, die in den Indexfonds gebündelt werden, häufig auf Spitzenwerten und Allzeithochs notieren und entsprechend teuer bewertet sind. Kurz gesagt: Anlegerinnen und Anleger kaufen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.

Rente oder Kapital aus der Pensionskasse? Diese sieben Fragen sollte man sich vor dem Entscheid unbedingt stellen

Bei der Entscheidung für eine lebenslange Rente oder den Kapitalbezug aus der Pensionskasse passieren oft Fehler, oder es gibt Interessenkonflikte bei der Beratung. Wie man den richtigen Weg für sich findet.

Michael Ferber 14.10.2024, 05.30 Uhr

Bei der Pensionierung stehen viele Entscheide an. Einer der wichtigsten ist, was mit dem angesparten Vermögen in der Pensionskasse passieren soll. Soll dieses in eine lebenslange Rente umgewandelt werden, oder ist es vorteilhafter, sich das Kapital auszahlen zu lassen? Oder ist doch ein Mix aus beidem am sinnvollsten? Der Entscheid will gut überlegt sein, denn er ist unwiderruflich.

«Kapital ist nicht besser als Rente, und Rente ist nicht besser als Kapital», sagt Daniel Hausherr, Finanzplaner bei dem Beratungsunternehmen Consult in Finance. «Letztlich muss es dem Versicherten wohl sein mit dem Entscheid.»

Sicherheit durch eine lebenslange Rente

Man kann aber einiges falsch machen, deshalb sollte man sich vor dem Entscheid eine Reihe von Fragen stellen. Es sind die folgenden:

1. Wie wichtig ist Sicherheit? Eine lebenslange Rente bietet eine grössere Sicherheit als der Kapitalbezug. «Beim Bezug der Rente vermeiden Pensionierte das Anlage- und das Langlebigkeitsrisiko, das sie bei einem Kapitalbezug haben», sagt Ueli Mettler, Partner bei dem Pensionskassen-Beratungsunternehmen C-Alm.

Mit dem «Langlebigkeitsrisiko» ist gemeint, dass eine Person länger leben könnte als der Durchschnitt und ihr in diesem erfreulichen Fall bei einem Kapitalbezug irgendwann das Geld ausgehen könnte. Eine Rente aus der Pensionskasse wird hingegen lebenslang ausbezahlt.

Das «Anlagerisiko» bezeichnet die Tatsache, dass Geldanlagen – insbesondere Aktien – über die Zeit hinweg in ihrem Wert schwanken. Erfolgt der Kapitalbezug zu einem ungünstigen Zeitpunkt, muss man in diesem Fall auch mit Verlusten umgehen können. Bei der Rente muss man sich darum nicht kümmern.

2. Will und kann man das Geld selber verwalten? Beim Kapitalbezug stellt sich folglich die Frage, ob man das Vermögen überhaupt selbst verwalten kann. Dazu braucht es ein gewisses Fachwissen oder entsprechende Beratung – die oft nicht frei von Interessenkonflikten ist. Selbst wenn man direkt nach der Pensionierung fähig ist, das Kapital zu verwalten, heisst das aber noch lange nicht, dass man dies auch im Alter von 90 Jahren noch kann.

«Viele Pensionierte wollen ihre Ruhe und wollen nicht Vermögen verwalten», sagt Hausherr. Ihnen sei die Rente zu empfehlen, auch wenn sie dann gegebenenfalls etwas mehr Steuern bezahlten als beim Kapitalbezug. Ganz besonders rät er indessen davon ab, Kapital aus der Pensionskasse zu beziehen und dieses in eine Leibrente bei einer Versicherung umzuwandeln. Die Umwandlungssätze seien hier im Allgemeinen deutlich niedriger als bei der Pensionskasse, und steuerlich sei dies auch nicht vorteilhaft.

Gesundheit und Angehörige als Faktoren

3. Wie gut ist die Gesundheit? Ein wichtiger Faktor beim Entscheid zwischen Rente und Kapital ist auch die eigene Gesundheit. Für Personen, die mit einer hohen Lebenserwartung rechnen dürfen, ist die Rente im Vorteil. Hat man aus gesundheitlichen Gründen zu befürchten, kein hohes Alter zu erreichen, sind Kapitalbezüge attraktiver.

4. Will man die Angehörigen absichern? Auch wenn mit einer kürzeren Lebenserwartung nach der Pensionierung zu rechnen ist, sollte der Schutz einer Rente für die Hinterbliebenen nicht ausser acht gelassen werden. Typischerweise erhalte der hinterbliebene Lebenspartner 60 Prozent der ursprünglichen Altersrente, heisst es in einem Paper von C-Alm.

5. Will man etwas vererben? «Wenn man die Rente bezieht, verfällt ein allfälliges Restguthaben in der Pensionskasse», sagt Daniel Hausherr. Das Kapital fällt hingegen in die Erbmasse, und man kann es seinen Erben hinterlassen.

Individuell unterschiedliche Finanzsituationen

6. Wie sieht die finanzielle Lage neben der beruflichen Vorsorge aus? Für viele Versicherte ist die Pensionskasse der grösste Vermögenswert. Im schweizerischen Durchschnitt dürfte das Pensionskassen-Guthaben bei der Pensionierung 550 000 bis 570 000 Franken betragen, sagt Hausherr.

Besitzt jemand beispielsweise drei Immobilien und nimmt hohe Mieteinnahmen ein, hat er bereits ein konstantes Einkommen im Ruhestand und ist weniger auf die Sicherheit einer Rente angewiesen. «Sind AHV und Pensionskasse indessen die wichtigste Einkommensquelle im Alter, spricht dies für die Rente», sagt Mettler.

Ein Argument für den Kapitalbezug kann aber auch beispielsweise sein, dass man mit dem Eintritt in den Ruhestand eine Hypothek zurückzahlen oder reduzieren will. «Je nach Situation kann dies durchaus sinnvoll sein, beispielsweise, wenn sonst die Tragbarkeit nicht erfüllt ist», sagt Hausherr. Viele seiner Kunden entschieden sich für einen Mix aus Rente und Kapital und zahlten mit dem bezogenen Geld einen Teil ihrer Hypothek ab.

7. Was ist steuerlich zu beachten? Für die monatlichen Renten zahlt man jedes Jahr Einkommenssteuern, beim Kapitalbezug fällt hingegen einmal eine Kapitalbezugssteuer an. Man dürfe aber die höheren Vermögenssteuern sowohl im Jahr des Bezugs als auch in den Folgejahren nicht vergessen, teilt C-Alm mit. Schliesslich steigt das Vermögen durch den Kapitalbezug. Wird das Geld angelegt, fallen zudem Einkommenssteuern auf den Kapitalerträgen an.

Zunächst ein Ruhestandsbudget machen

Zu beachten ist auch, dass man sich frühzeitig bei der Pensionskasse melden sollte, falls man einen Kapitalbezug plant. Schliesslich können die Anmeldefristen je nach Kasse bis zu drei Jahre betragen. Bei verheirateten Partnern ist ausserdem die Unterschrift des Ehegatten nötig. Wer sich für die Rente entscheidet, muss indessen nichts unternehmen.

Daniel Hausherr empfiehlt seinen Kundinnen und Kunden zudem, dringend ein Ruhestandsbudget zu machen. Oftmals heisst es, man brauche nach der Pensionierung ungefähr 80 Prozent des Einkommens, das man zuvor erhalten habe. Der Finanzplaner warnt indessen davor, hier eine Prozentzahl zu nennen, denn die Vorstellungen vom Ruhestand seien sehr verschieden. Manche Ruheständler wollten viel reisen, andere die Hypothek auf der Immobilie reduzieren oder grössere Anschaffungen tätigen. Andere hingegen strebten ein bescheidenes Leben an und hätten folglich deutlich geringere Ausgaben.

«Das Budget im Ruhestand ist das A und O», sagt Hausherr. Erst danach sollte man sich der Frage «Rente oder Kapital?» widmen.

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https://www.nzz.ch/finanzen/rente-oder-kapital-aus-der-pensionskasse-diese-fragen-sollte-man-sich-stellen-ld.1851911

Wenn der „Robo-Advisor“ das Geld anlegt

„Ein Robo-Advisor kann die Vermögensverwaltung für viele Sparerinnen und Sparer leichter und komfortabler machen. Dass er mehr Rendite bringt als ein Anlage-Depot in Eigenregie, ist damit allerdings nicht gesagt.“

Bankgeschäfte oder den Kauf eines Investmentfonds erledigen viele Sparerinnen und Sparer längst per PC oder Smartphone. Auch das Vermögen kann man online verwalten lassen – über sogenannte Robo-Advisor.

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

Anbieter einer digitalen Vermögensverwaltung gibt es in Deutschland bereits seit rund zehn Jahren. Dafür hat sich, nach US-amerikanischem Vorbild, der Begriff „Robo-Advisor“ eingebürgert.

Bei einem Robo-Advisor handelt es sich um eine Online-Vermögensverwaltung. Einen Vermögensberater, etwa wie in einer Bankfiliale, gibt es dabei nicht mehr, wie Markus Jordan vom Verbraucherportal extraETF erläutert: „Das Ganze läuft digital ab. Man geht auf die Website des Anbieters und informiert sich über das Angebot und die Strategien. Dann sucht man sich die passende Strategie aus, eröffnet das Depot und erteilt die Vermögensverwaltungsvollmacht – alles digital.“

Verwaltung auch für kleine Vermögen

Was früher nur wohlhabenden Anlegerinnen und Anlegern möglich war – der individuelle Aufbau eines sogenannten Portfolios, also einer Zusammenstellung von Anlageprodukten wie Fonds durch einen Vermögensverwalter -, das sollen die Robo-Advisor auch für kleine Geldbeträge möglich machen.

Zum Teil ab Einlagen von wenigen Hundert Euro können Fondssparerinnen und -sparer hier ihr Geld nach persönlichen Kriterien verwalten lassen. Und genau wie bei den großen Vermögensverwaltern werden die Anlagen permanent überwacht und bei Bedarf umgeschichtet. Auch Sparpläne können bei den meisten Robo-Advisors angelegt werden.

Einzelne Anbieter verwalten Milliarden

Die rund 20 Anbieter in Deutschland verwalten inzwischen nach Schätzungen des Datendienstleisters Statista knapp 30 Milliarden Euro. Die Marktführer wie VisualVest, eine Tochter der Fondsgesellschaft Union Investment, oder Quirion, die zur Quirin Bank gehört, schaffen es alleine auf Milliardenbeträge an Euro, die sie im Kundenauftrag verwalten.

Damit der „Robo“ eine möglichst genau abstimmte Anlage aufbauen kann, durchlaufen die neuen Kunden zunächst eine kleine Online-Befragung. „Wie alt ist der Anleger? Wie lange möchte die Anlegerin das Geld arbeiten lassen? Wie lange kann sie es arbeiten lassen? Was ist der Risikoappetit und auch die Risikotragfähigkeit von den Anlegerinnen und Anlegern?“, beschreibt Philipp Dobbert von Quirion den Fragenkatalog. „Das sind die wirklich entscheidenden Fragen für einen professionellen Vermögensaufbau oder auch Vermögenserhalt, je nach Ziel.“

Breit gestreut in Indexfonds

Wie Quirion ermitteln alle Anbieter aus den Ergebnissen eines solchen „Eingangtests“ ein Anlage-Portfolio. In der Regel werden dazu günstige Indexfonds, kurz ETF, genutzt. Mit ihnen wird dann in einen breit gestreuten Korb aus Aktien- oder Anleihen investiert. Dafür müssen Anlegerinnen und Anleger aber zunächst ein Depot eröffnen, entweder beim Anbieter selbst oder seiner Partnerbank.

Bei der digitalen Vermögensanlage wird das Vermögen der Kundinnen und Kunden aber nicht nur entsprechend der Vorgaben aufgeteilt. Die Fonds im Depot und ihre Zusammensetzung werden auch fortlaufend überwacht. Der „Robo“ behält zum Beispiel die Verteilung von Aktien und Anleihen im Auge, wie Dobbert erklärt: „Wir stellen die Quoten wieder her, so wie sie bei Vertragsschluss mal vereinbart waren. Etwa bei einem Portfolio mit 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen entsteht durch die Marktentwicklung vielleicht einmal ein Anteil von 56 Prozent Aktien und nur noch 44 Prozent Anleihen“, so der Experte. „Wir lösen dann die entsprechenden Käufe und Verkäufe aus, sodass die ursprüngliche Verteilung wieder hergestellt wird.“

Passiver oder aktiver Ansatz

Inzwischen gibt es unter den Online-Vermögensverwaltung zwei Varianten. Die sogenannten „passiven“ Robo-Advisor, zu denen auch Quirion gehört, beschränken sich auf dieses „Rebalancing“, also die Wiederherstellug der Verteilungen im Depot. Andere Anbieter, wollen „aktiv“ auch bestimmte Marktphasen, etwa bei einem Aktiencrash, ausnutzen. Auch eine Vermögensverwaltung mit ausschließlich nachhaltigen Fonds bieten einige Dienstleister auf Wunsch inzwischen an.

Für ein so betreutes Vermögen erheben die Robo-Advisor zwischen 0,5 und 0,7 Prozent an jährlichen Gebühren. Wer also 50.000 Euro verwalten lässt, zahlt jährlich zwischen 250 und 350 Euro für den Dienst. Das ist deutlich weniger als eine klassische Vermögensverwaltung mit einem persönlichen Ansprechpartner in Rechnung stellt. Dafür können Kunden in der Regel aber auch nur per Mail, Chat oder Telefonhotline mit dem Kundenservice kommunizieren.

Renditevergleich fällt unterschiedlich aus

Ob eine digitale Vermögensverwaltung ihre Kosten wieder einspielt, hat das Verbraucherportal extraETF überprüft, das auch einen Vergleich der deutschen Robo-Advisor anbietet. Es hat die Wertentwicklung bei 22 Robo-Advisors mit einer einfachen Strategie aus 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen verglichen. „Betrachtet man die Renditen im Jahr 2023, so waren sechs Anbieter besser und vierzehn schlechter als unser Vergleichsportfolio“, so Markus Jordan. „Das Vergleichsportfolio, erzielte im Jahr 2023 eine Rendite von 10,9 Prozent. Der beste digitale Vermögensverwalter schaffte 14 Prozent und der schlechteste 3,4 Prozent.“

Ein Robo-Advisor kann die Vermögensverwaltung für viele Sparerinnen und Sparer also leichter und komfortabler machen. Dass er mehr Rendite bringt als ein Anlage-Depot in Eigenregie, ist damit allerdings nicht gesagt.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/vermoegensverwaltung-robo-advisor-geldanlage-100.html

https://extraetf.com/de/robo-advisor

Die aktiven ETF’s sind „interessant“. Die Klassiker sind langweilig. Aber sind sie auch erfolgreicher?

Langweilig ist in der Geldanlage meist erfolgreich, Die aktiven neuen ETF’s versprechen erfolgreicher zu sein. Doch reicht langweilig in der Geldanlage nicht (mehr)?

Das Marktvolumen von aktiven ETFs ist momentan zwar noch recht klein, wächst aber unglaublich schnell, sowohl in der ganzen Branche als auch für uns bei JP Morgan», betont Ted Malcolm, Head of UK ETF Distribution bei JP Morgan Asset Management. 

So entfielen 2023 mehr als 20 Prozent aller in ETFs fliessenden Gelder auf aktive ETFs. «Dies, obwohl unsere Asset under Management (AUM) plus sechs Prozent betragen. Die Zahl dürfte in den nächsten Jahren ziemlich in die Höhe schiessen», prophezeit Ted Malcolm.

n den ersten Monaten dieses Jahres hätten aktive ETFs bereits 40 Prozent aller Gelder ausgemacht, die in ETFs fliessen. Das neue Angebot kommt bei institutionellen Anlegern offenbar gut an.

Bewusstseinswandel bei Asset-Managern

Es findet ein Bewusstseinswandel im ETF-Land statt. ETFs, die passiv und indexbasiert sind, bekommen immer mehr Konkurrenz durch aktiv verwaltete ETFs. Die Hoffnung der Finanzbranche: Je grösser die Auswahl, desto mehr Anlegerinnen und Anleger investieren. Das Ziel von JP Morgan Asset Management ist, «etwas innovativere Lösungen auf den Markt zu bringen als nur die traditionelle Indexnachbildung», betont Ted Malcolm.

Zwei Anlagewelten werden vereint

Doch warum interessieren sich die Anlegerinnen und Anleger plötzlich für aktive ETFs? Das hat in den Augen von Ted Malcom zwei Gründe: ETFs sind ein Vehikel, in das man verschiedene Anlagestrategien einbringen kann.

«In der Vergangenheit waren alle Strategien passiv und indexbasiert, was sehr erfolgreich war», resümiert Malcolm. «Aber wir bei JP Morgan wollten einige Fähigkeiten unserer Teams rund um den Globus zur Verfügung stellen und sie über ETF anbieten.» So erhalten Investorinnen und Investoren die Vorteile aus beiden Welten: Sie bekommen eine hochwertige aktive Strategie, die zudem in einen ETF verpackt ist.

Höhere Transparenz kommt an

Und was sind die Vorteile eines ETF? Zum einen Transparenz: «Denn unabhängig davon, ob es sich um einen aktiven oder einen passiven ETF handelt, müssen Anbieter ihre Bestände täglich offenlegen», so Ted Malcolm. Die Kundschaft kann also auf die Website gehen und genau sehen, was der Anbieter am Vortag mit dem Portfolio gemacht hat. 

Das sei, so Malcolm, wichtig, wenn die Dinge aus dem Ruder laufen oder es grosse Unruhe auf dem Markt gibt, wie letztes Jahr bei der Credit Suisse oder der Silicon Valley Bank.

«Bei anderen Strukturen auf dem Markt hingegen erhalten Sie die Bestände zum Monatsende. Ich denke, unsere Transparenz ist für unsere Kunden nur von Vorteil», betont Ted Malcolm.

Schnell und günstig

«In unserer heutigen Welt, in der Sie Ihre Amazon Prime-Lieferung in weniger als 24 Stunden erhalten können, ist es nicht sehr akzeptabel, dass Sie Ihren Net Asset Value (NAV) nicht sofort erhalten können.» Das ändere sich nun.

Aus Kostensicht sind selbst aktive ETFs günstig. Für Ted Malcolm hat das gleich mehrere Gründe: «Wir müssen wettbewerbsfähig sein, was für unsere Kunden gut ist. Aber aktive ETFs sind für uns selbst operativ sehr effizient zu betreiben. Die Arbeitsbelastung ist geringer.» Dies bedeutet, dass weniger Leute an der Verwaltung und Einrichtung eines ETF beteiligt sind. Und so können Anbieter wie JP Morgan Kosteneinsparungen weitergeben.

7 bis 9 Prozent Rendite

Ziel ist es, den Anlegerinnen und Anlegern ein überdurchschnittliches Ertragsniveau zu bieten: Zwischen 7 und 9 Prozent Rendite auf einen Korb hochwertiger Aktien und Optionen lägen drin. 

«Unsere Kunden waren zunächst vor allem institutionelle Kunden mit grossen Mandaten», betont der JP-Morgan-Manager. Heute sei das anders, auch kleinere Investoren bekundeten Interesse. 

Palette aktiver ETFs wird erweitert

JP Morgan Asset Management brachte zuerst Research- und Index-Strategien auf den Markt. Die Erfolgsbilanz erlaube es nach fünf Jahren, die Palette zu erweitern. Dies sei unter anderem der Bereich Equity Premium Income. «In den USA haben wir bereits eine Strategie, die vor ein paar Jahren aufgelegt wurde und inzwischen der grösste aktive ETF der Welt ist», freut sich Ted Malcolm über diesen Erfolg. 

Regelmässige Erträge bei geringer Volatilität

«Ausserdem geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen den Erträgen und der Gesamtrendite herzustellen», erklärt Piera Elisa Grassi von der International Equity Group bei JP Morgan Asset Management. Zudem habe das von ihr und ihrem Team erarbeitete Portfolio eine geringere Volatilität als ein typisches Aktienportfolio, liefere aber gleichzeitig Erträge. Und das, ohne ein Durationsrisiko zu haben.

Zur Erklärung: Oft sind Erträge mit einem Kreditrisiko, mit festverzinslichen Engagements und einem Durationsrisiko verbunden. In diesem Fall wird das Portfolio durch ein Aktienengagement und ein Options-Overlay ergänzt. «Durch die Kombination dieser beiden Elemente erhalten Sie ein besser geschütztes Portfolio», erklärt Piera Elisa Grassi.

Weniger Volatilität als beim MSCI World

Das Portfolio enthält eine Kombination aus Dividendenerträgen aus Aktien und Prämien aus Optionen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist ähnlich wie beim MSCI World. «Aber die Dividendenrendite ist aufgrund des konservativen Ansatzes etwas höher. Im Moment liegen wir bei 2,6 gegenüber 2 Prozent im MSCI World», erörtert Malcolm. «Seit wir das Produkt in den USA auf den Markt gebracht haben, haben wir gesehen, dass mehr und mehr Konkurrenten Produkte auf den Markt gebracht haben, die in gewisser Weise das kopiert haben, was wir machen.»

Massgeschneidert für Senioren

Mit Blick auf etwelche Unsicherheiten, beruhigen die beiden Assetmanager: Es werde einen Schutz nach unten geben, wenn etwas passiert. Wenn hingegen die Märkte in die Höhe schiessen, wird es eine Obergrenze für den Aufwärtstrend geben. «Das ist fair», meint Grassi.

Es gibt viele Anlegerinnen und Anleger, die Erträge aus ihren Anlagen und Konten benötigen, etwa Rentnerinnen und Rentner. Hier ist die Einkommenskomponente sehr wichtig. Vermögensverwalter und Privatbanken haben oft solche Privatkunden.

Die Nachfrage sei neuerdings besonders gross bei privaten Investorinnen und Investoren, betont Grassi. In Grossbritannien und Europa hätten deshalb viele Anbieter diese Lösung bereits in ihr Angebot aufgenommen. «Denn sie wissen, dass es eine Nachfrage von Einzelhandelskunden gibt», ordnet Grassi ein.

Sieben bis neun Prozent Ertrag sind ein Anreiz für diejenigen, die ein Einkommen wünschen: «In vielen Anlageklassen ist das ziemlich schwierig. Es ist etwa möglich, wenn man die Liquidität aufgibt», stellt Ted Malcolm fest. Neben den wichtigen Erträgen stehe bei den Engagements Aktien mit niedriger Volatilität im Vordergrund.

Rasantes Wachstum

Die Prognosen der beiden JP Morgan-Manager sieht rosig aus: «Hier in Europa sind wir der dominierende Akteur. Seit wir mit der Aktivität begonnen haben, sind wir von null auf 14 Milliarden gestiegen», freut sich Piera Elisa Grassi über das schnelle Wachstum.

https://www.handelszeitung.ch/banking/aktiv-verwaltete-etfs-beginnen-bei-jp-morgan-ihren-siegeszug-699434

So sorgen Selbständige richtig vor

Drohende Lücken in der Altersvorsorge: So sorgen Selbständige richtig vor

Viele Selbständigerwerbende in der Schweiz vernachlässigen ihre Vorsorge. Dabei bieten sich ihnen viele Möglichkeiten mit Pensionskasse und Säule 3a.

Michael Ferber 30.07.2024, 05.30 Uhr

Der eigene Chef zu sein, ist für viele attraktiv. Die Zahl der Selbständigen in der Schweiz geht in die Hunderttausende. Laut der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (Sake) des Bundesamts für Statistik (BfS) waren im vergangenen Jahr hierzulande 9,1 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren selbständig erwerbend. Viele von ihnen sind neben ihrer selbständigen Tätigkeit auch als Arbeitnehmende angestellt oder gehen mehreren Beschäftigungen nach.

Wer ein Unternehmen gründet, unterliegt bei den Schweizer Sozialversicherungen speziellen Regeln. Selbständigerwerbende sind beispielsweise nicht der Arbeitslosenversicherung angeschlossen und folglich nicht gegen Arbeitslosigkeit versichert. In der Altersvorsorge ist für sie nur die erste Säule, die AHV, Pflicht. Die berufliche Vorsorge ist freiwillig: Selbständige können, müssen sich aber nicht einer Pensionskasse anschliessen.

Die «Geldillusion» der Selbständigen

Dies sorgt nicht selten für Lücken in der Altersvorsorge. Selbständigerwerbende hätten ein erhöhtes Risiko, dass sie sich keine angemessene Vorsorge aufbauten und später im Rentenalter Ergänzungsleistungen beanspruchen müssten, heisst es etwa in einem Bericht des Bundesrats aus dem Jahr 2022.

Auch Finanzberater berichten aus ihrer Arbeitspraxis von Selbständigerwerbenden mit erheblichen Vorsorgelücken. «Viele Selbständigerwerbende haben keine Pensionskasse und zahlen nur erratisch in die Säule 3a ein», sagt Tashi Gumbatshang, Vorsorgeexperte bei Raiffeisen. «Sie drohen bei der Vorsorge zwischen Stuhl und Bank zu fallen.»

Besonders gefährlich sei es, die Vorsorge über die Jahre hinweg nach hinten zu schieben. «Viele Selbständigerwerbende unterliegen einer Geldillusion», sagt er. Sie planten die Vorsorge nicht rechtzeitig und berücksichtigten die Kosten dafür nicht ausreichend in ihren Budgets. Dies ist umso wichtiger, als Selbständigerwerbende die Beiträge an AHV/IV/EO sowie an die Pensionskasse vollständig selbst bezahlen müssen.

Risiken schlecht abgesichert

«Viele Selbständigerwerbende decken Risiken wie Tod und Invalidität für sich und ihre Familien nicht ausreichend ab», sagt auch Thomas Bossart, Leiter Vorsorge der Versicherung Mobiliar. Ihr Fokus liege meist auf der beruflichen Aktivität, dabei kämen Themen rund um die persönliche Absicherung oft zu kurz.

Nicht wenige von ihnen sehen auch die eigene Firma als Altersvorsorge und planen, diese dann im Ruhestand zu verkaufen. Diese Strategie kann aufgehen, ist aber auch ein Risiko. Schliesslich kann der Wert eines Unternehmens in Zeiten raschen Wandels schnell sinken.

Was Selbständige bei der Altersvorsorge beachten sollten

AHV-Zahlungen sind Pflicht: «Selbständigerwerbende müssen ihre AHV-Beiträge vollständig und lückenlos bezahlen», sagt Bossart. Deren Höhe ist abhängig vom Einkommen und schwankt zwischen 5,371 und 10 Prozent – letzterer Beitragssatz wird ab einem Einkommen von 58 800 Franken fällig. Darin enthalten sind auch der obligatorische Anteil für die Invalidenversicherung (IV) und den Erwerbsausfall (EO).

«Die endgültige Höhe der laufenden AHV-Beträge legt die Ausgleichskasse erst nach Abschluss fest», sagt Bossart. Sie basiert auf der definitiven Steuerveranlagung. Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr könne deshalb die nachträgliche AHV-Rechnung höher ausfallen als erwartet. «Wer dafür genug Geld zur Seite legt, vermeidet unangenehme Überraschungen», sagt Bossart.

Wie die SVA Zürich ausführt, bekommen auch Selbständige eine volle AHV-Rente in Höhe von 2450 Franken nur dann, wenn sie 44 Jahre lang AHV-Beiträge einbezahlt haben. Bei Frauen sind es zurzeit 43 Jahre, ab 2025 wird die Beitragszeit bis 2028 auf ebenfalls 44 Jahre erhöht. Die volle AHV-Rente erhält man zudem nur, wenn man während der ganzen Beitragsdauer ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 88 200 Franken hatte.

Anschluss an eine Pensionskasse suchen: Gumbatshang empfiehlt Selbständigerwerbenden, sich wenn möglich einer Pensionskasse anzuschliessen. Dann seien auch die Risiken Tod und Invalidität gut abgesichert, und dies sei zumeist günstiger, als wenn man hier separate Lösungen suche.

Der Anschluss an eine Pensionskasse gilt als umso attraktiver, je höher das Einkommen ist. Der Finanzdienstleister VZ Vermögenszentrum macht dazu ein Beispiel. Hat ein Selbständiger ein Einkommen von 180 000 Franken, ist keiner Pensionskasse angeschlossen und zahlt in der Säule 3a den Maximalbetrag von 35 280 Franken ein, kann er bei einem Grenzsteuersatz von 30 Prozent pro Jahr rund 10 600 Franken Steuern sparen.

Ist dieser Selbständige in einer Pensionskasse versichert, so kann er Sparbeiträge in Höhe von bis zu 45 000 Franken an die Kasse und weitere 7056 Franken in die Säule 3a einzahlen. So spart er laut dem Finanzdienstleister pro Jahr sogar rund 15 600 Franken an Steuern – also 5000 Franken mehr. Ausserdem hat er die Möglichkeit, Einkäufe in die Pensionskasse zu tätigen und so seine Steuerlast noch stärker zu reduzieren.

Verschiedene Möglichkeiten für einen PK-Anschluss: «In der beruflichen Vorsorge zahlen Selbständigerwerbende sowohl die Arbeitnehmer- als auch die Arbeitgeberbeiträge ein», sagt Bossart. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich freiwillig in der zweiten Säule zu versichern.

«Viele Vorsorgeeinrichtungen erlauben Unternehmern, sich der Pensionskasse der Angestellten anzuschliessen», sagt Bossart. Auch die Vorsorgeeinrichtung des entsprechenden Berufsverbands kann eine Lösung sein. Wie die Informationsstelle AHV/IV ausführt, haben verschiedene freiberuflich tätige Berufsgruppen wie beispielsweise Rechtsanwälte, Ärzte, unabhängige Musiker oder zahlreiche Gewerbeberufe brancheneigene Pensionskassen. Arbeitgeberorganisationen sowie Industrie- und Handelskammern informieren über mögliche Anschlussmöglichkeiten.

Können sich Selbständigerwerbende nicht bei einer Vorsorgeeinrichtung versichern lassen, haben sie noch die Option, sich der Stiftung Auffangeinrichtung BVG anzuschliessen.

Systematisch in die dritte Säule einzahlen: Gumbatshang empfiehlt Selbständigerwerbenden, systematisch in die Säule 3a einzuzahlen. Sind sie einer Pensionskasse angeschlossen, beträgt der Maximalbetrag 7056 Franken. Diesen können sie dann vom steuerbaren Einkommen abziehen.

Selbständigerwerbende, die keiner Kasse angeschlossen sind, können sogar eine «grosse Säule 3a» besparen: Diese darf jährlich bis zu 20 Prozent des Einkommens und maximal 35 280 Franken pro Jahr umfassen. Für viele Selbständigerwerbende dürfte eine Mischung aus zweiter und dritter Säule bei der Vorsorge eine gute Wahl sein.

Steuern I: Wie die Informationsstelle AHV/IV ausführt, kann man als Selbständigerwerbender die Beiträge, die man für sich selbst an die AHV/IV/EO bezahlt hat, vollumfänglich vom Betriebsergebnis als geschäftsmässig begründete Kosten abziehen.

Steuern II: «Viele Selbständigerwerbende zahlen sich ein möglichst niedriges Einkommen aus, da sie Steuern sparen möchten», sagt Bossart. Dabei sei aber Vorsicht geboten: Liegt der Durchschnittslohn unter der oberen Grenze des Jahreslohns von 88 200 Franken (Stand: 2024), so erhält man später, wie bereits erwähnt, eine kleinere AHV-Rente. Laut Bossart gilt es hier sorgfältig abzuwägen.

Die wichtigsten Risiken absichern: «Für Selbständigerwerbende ist es wichtig, zu wissen, dass sie nicht automatisch gegen Unfälle versichert sind», sagt Bossart. Im Falle einer Krankheit übernehme ihre Krankenkasse auch nur die Heilungskosten. «Es ist daher ratsam, sich für die wichtigsten Risiken zu versichern.» Dazu gehören aus seiner Sicht die Unfallversicherung nach UVG, die Krankentaggeldversicherung, die Erwerbsunfähigkeitsrente und das Todesfallkapital.

https://www.nzz.ch/finanzen/ahv-pensionskasse-und-saeule-3a-luecken-in-der-altersvorsorge-von-selbstaendigen-ld.1839440

Patientenverfügung und Patientenvollmacht

Für Men­schen, die fest­hal­ten möch­ten, wie sie wün­schen, me­di­zi­nisch be­han­delt zu wer­den, wenn sie ein­mal nicht mehr ur­teils­fä­hig sein soll­ten, bie­tet Curaviva Schweiz eine dif­fe­ren­zi­er­te Übersicht über Patienten Verfügungen und Patienten Vollmachten an.

Patienten Verfügungen und Vorsorgedokumente sind ein zu­neh­mend wich­ti­ges In­stru­ment, um im Sin­ne der Be­trof­fe­nen zu ent­schei­den und zu han­deln. Für Men­schen, die für me­di­zi­ni­sche Ent­schei­de vor­sor­gen wol­len, wenn sie ein­mal nicht mehr ur­teils­fä­hig sein soll­ten, bie­tet Curaviva Schweiz eine Übersicht über die gängigen Patientenverfügungen an.

«Auf Realwerte setzen»: Wie Anleger sich bei gestiegenen Zinsen und erhöhter Inflation am besten verhalten

Viele Anleger gehen davon aus, dass die Zinsen und die Inflation nun wieder deutlich und nachhaltig sinken. Ein Irrglaube, sagen Experten.

aktualisiert um 11:00

Von Reto Zanettin

Seit Längerem mutmassen Anleger über eine Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank (Fed). Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte den Leitzins ihrerseits schon im März von 1,75 auf 1,5 Prozent herabgesetzt. Damit wird die Auffassung bestärkt, die Zinsen würden bis auf weiteres wieder fallen – nachdem sie ab 2022 markant gestiegen waren.

Doch dieses Narrativ ist nicht alternativlos: Es gibt Gründe, die weiterhin für erhöhte Inflation und Zinsen sprechen.

Matthias Geissbühler, Raiffeisen-Anlagechef, geht von Erfahrungswerten aus. Historisch betrachtet folgten die Zinsen «fast punktgenau einem 30-jährigen Zyklus», schreibt er auf dem Online-Portal Linkedin. So gesehen hat die Zinswende des Jahres 2022 einen neuen, langjährigen Zinszyklus eingeleitet.

Auch in der Schweiz gehören Null- und Negativzinsen wohl der Vergangenheit an. Längerfristig dürften hier die Inflation und der Leitzins je bei 1,5 bis zwei Prozent liegen, so Geissbühler. Für die Eurozone geht er langfristig von mehr als zwei Prozent Inflation aus, was für Leitzinsen zwischen zwei und 2,5 Prozent spräche. In den USA könnten sogar drei Prozent Inflation das neue Normal werden, schätzt der Raiffeisen-Anlagechef. «Der neutrale Leitzins der Fed läge damit bei rund drei Prozent.»

Christian Gattiker, Research-Chef der Bank Julius Bär, schätzt die Inflationsrate in der Schweiz in den kommenden Jahren auf rund ein Prozent und die Renditen langlaufender Anleihen auf ein bis zwei Prozent. In der Eurozone sieht Gattiker die Inflation zwischen ein und drei Prozent und Leitzinsen von zwei bis vier Prozent.

Höhere Werte werde es wohl in den USA geben. Dort dürfte sich die Inflation zwischen zwei und drei Prozent bewegen, und die langen Zinsen werden voraussichtlich zwischen drei und fünf Prozent liegen, sagt der Julius-Bär-Ökonom.

Angesichts der erhöhten Inflation und der Zinsen, die wahrscheinlich nicht mehr auf die Tiefstände der letzten Jahre sinken werden, normalisiere sich die Lage lediglich. In der jüngeren Vergangenheit sei die Null- und Negativzinsphase aussergewöhnlich gewesen, so Gattiker.

«Der Anlagenotstand wird gelindert»

Anders als während den 2010er-Jahren und der ersten Phase des laufenden Jahrzehnts können sich Investoren nun auf ein grundlegend verändertes Umfeld einstellen. Der Trend zu erhöhter Inflation und höheren Zinsen bedeutet laut Geissbühler für Anleger: «Auf Realwerte setzen.»

Rohstoffe und Gold blieben interessant. «Aktien von Unternehmen, die über Preissetzungsmacht verfügen und steigende Inputkosten an die Konsumenten weitergeben können, werden speziell attraktiv.» Beispiele seien Aktien von Konsumgüter- und Luxusgüterherstellern, aber auch Titel von innovativen Biotech- und Pharmaunternehmen.

Geissbühler nennt dabei auch ein Beispiel aus dem Schweizer Aktienmarkt: «Interessant können auch Nischenplayer wie der Schraubenhersteller Bossard sein, deren Produkte preisunelastisch sind», führt Geissbühler aus.

Einen langfristigen Inflationsschutz bieten Immobilien. «In der Schweiz werden Leitzinsen von 1,5 bis zwei Prozent die Entwicklung des Immobiliensektors auch inskünftig nicht bremsen – zu hoch ist die Nachfrage», sagt der Raiffeisen-Ökonom. Im Ausland könne das anders aussehen.

Christian Gattiker wertet den Langfristausblick auf Inflation und Zinsen als gute Nachricht für Anleger: «Aufgrund der Inflation gibt es wieder etwas zum Verteilen, und aufgrund der wieder höheren Zinsen wird Risikonahme wieder belohnt. Der Anlagenotstand wird gelindert.»

Attraktiv werden somit nicht nur zinstragende Anlagen wie Staatsanleihen, sondern weiterhin Aktien, wie Gattiker in Übereinstimmung mit Geissbühler sagt. Und er kennt die Branchen, die dabei profitieren könnten: «Versicherungs- und Bankwerte haben unter den Negativzinsen gelitten, werden nun aber Rückwind bekommen. Auch Zykliker, denen die schwache Konjunktur zusetzte, können in der normalisierten Inflations- und Zinswelt wieder zulegen».

Was langfristig für Inflation und erhöhte Zinsen spricht

Die These, die Zinsen und die Inflationsraten würden nicht mehr auf die Tiefstände des letzten Jahrzehnts sinken, wird dabei von mehreren Trends gestützt. Inflationsdruck kommt zunächst von der sich verändernden Demografie in den Gesellschaften Europas und Nordamerikas. Matthias Geissbühler sagt: «Der demografische Wandel wird den Arbeitskräftemangel weiter verschärfen und so das Lohnwachstum ankurbeln.» Zugleich werde der Konsum nicht nachlassen, sondern sich verstärkt auf Gesundheitsleistungen verlagern.

Die Energiewende kann zudem via den Rohstoffsektor Inflationsdruck erzeugen. Laut Gattiker sind im Energiesektor die sinkenden Preise der letzten Jahre für Erneuerbare auch für die Zukunft ermutigend: «Sie hemmen die Inflation.» Der Research-Chef von Julius Bär rechnet in den nächsten Jahren nur beispielsweise bei Kupfer mit einem strukturellen, preistreibenden Engpass. 

Wiederum im Zusammenhang mit den Rohstoffen übt das Ende der so genannten Friedensdividende Druck auf die Preise aus. Seit dem Ende des Kalten Kriegs konnten sich manche Staaten mit Verteidigungsausgaben zurückhalten. Doch Sicherheit hat eine wieder höhere politische Priorität. Das Ende der Friedensdividende dürfte, so Geissbühler, «ein permanentes Aufrüsten erfordern – und damit die Rohstoffpreise ebenfalls nach oben bewegen.»

Der Raiffeisen-Ökonom folgert: «Die erhöhte Inflation wird es den Zentralbanken praktisch verunmöglichen, die Zinsen tief zu halten.» Und weiter: «Für höhere Zinsen spricht zudem die hohe und wachsende Staatsverschuldung in vielen Ländern. Anleger werden höhere Renditen auf Staatsanleihen verlangen.» 

https://www.cash.ch/news/top-news/auf-realwerte-setzen-wie-anleger-sich-bei-gestiegenen-zinsen-und-erhohter-inflation-am-besten-verhalten-715608

Hypothek erneuern und Geld sparen

Wenn eine Hypothek ausläuft, sollte man sich ein paar grundlegende Dinge überlegen. Was dabei zu beachten ist.

Martin Müller
Veröffentlicht am 15. März 2024 – 06:00 Uhr

Wer ein Eigenheim besitzt, muss sich alle paar Jahre Fragen stellen – wenn die Hypothek ausläuft: Soll ich einen Teil der Schuld amortisieren? Gibt es einen günstigeren Anbieter? Wie gehe ich vor, wenn ich die Bank wechseln will?

Vielen ist das zu kompliziert, und sie vertrauen einfach darauf, dass ihnen ihre Hausbank schon ein gutes Angebot macht. Ein teurer Fehler. Denn bei kaum einer anderen privaten Angelegenheit geht es um so viel Geld. Wenn man bei einer Hypothek über eine halbe Million Franken einen Zinsvorteil von nur 0,2 Prozent herausholt – das ist auf jeden Fall realistisch – summiert sich das bei einer Laufzeit von zehn Jahren auf immerhin 10’000 Franken. Nirgendwo sonst ist das Sparpotenzial so gross. Das sollte Grund genug sein, sich systematisch mit dem Thema zu beschäftigen. Nehmen Sie sich Zeit, die verschiedenen Punkte gründlich zu überlegen sowie Vor- und Nachteile abzuwägen.

6 Monate vor Ablauf: Strategie überlegen

  • Höhe der Hypothek: Wollen Sie die Hypothek teilweise amortisieren, und falls ja, um wie viel? Das kann sinnvoll sein, um die Zinsbelastung zu reduzieren, allerdings ist das Geld dann im Haus blockiert.
  • Achtung: Die Hypothek später wieder aufzustocken, ist oft nicht möglich, erst recht nicht im Rentenalter. Besonders wenn grössere Renovationen anstehen, etwa eine neue Heizung, sollten Sie deshalb genügend Reserven einplanen.
  • Grundsätzlich ist eine Amortisation dann ratsam, wenn das Geld andernfalls einfach ungenutzt auf einem Sparkonto liegt und fast keine Zinsen abwirft.
  • Einsetzen können Sie neben Barmitteln auch Gelder aus der Pensionskasse und der Säule 3a. Falls das in Frage kommt: Lassen Sie sich über die Folgen des Bezugs beraten und erkundigen Sie sich, wie Sie vorgehen müssen.
  • Laufzeit der Hypothek: Wie lange wollen Sie das Haus noch behalten? Wenn Sie ohnehin darüber nachdenken, in fünf Jahren in eine kleinere Wohnung umzuziehen, ergibt eine zehnjährige Hypothek keinen Sinn. Stimmen Sie die Laufzeit der Hypothek auf Ihre Pläne ab.
  • Art der Hypothek: Was glauben Sie, wie sich die Zinsen entwickeln werden? Bestimmt sagen kann das niemand, auch nicht hoch bezahlte Finanzfachleute. Aber Sie müssen für sich eine Bauchentscheidung treffen. Wenn Sie eher damit rechnen, dass die Hypothekarzinsen steigen werden, dann ist eine Festhypothek mit fixem Zinssatz die richtige Wahl. Ebenso dann, wenn Ihnen Budgetsicherheit sehr wichtig ist. Wenn Sie von stabilen oder eher sinkenden Zinsen ausgehen, dann fahren Sie eventuell mit einer Saron-Hypothek besser – dort wird der Zinssatz normalerweise alle drei Monate angepasst.

5 Monate vor Ablauf: Kündigen und Dossier vorbereiten

  • Schauen Sie in Ihrem bisherigen Kreditvertrag nach, ob und wann Sie ihn kündigen müssen. Das ist je nach Bank auch bei Festhypotheken mit fixem Ablaufdatum notwendig. Falls ja: Kündigen Sie den Vertrag fristgerecht.
  • Bereiten Sie ein Dossier vor, damit mögliche neue Kreditgeber Ihre Situation prüfen können. Bestellen Sie einen aktuellen Grundbuch- und einen Betreibungsauszug. Stellen Sie Pläne und aktuelle Fotos der Wohnung oder des Hauses zusammen, erstellen Sie eine Vermögensübersicht (inklusive Pensionskasse und Säule 3a), kopieren Sie finanziell relevante Unterlagen (Steuererklärung, Lohnausweis).

4 Monate vor Ablauf: Offerten einholen

  • Kontaktieren Sie mindestens drei Hypothekaranbieter und senden Sie ihnen das Dossier. Fragen Sie nach konkreten Offerten und klären Sie allenfalls deren offene Fragen.
  • Berücksichtigen Sie nicht nur Banken, sondern auch Lebensversicherungen und Pensionskassen – auch Ihre eigene. Wenn einem dieser Aufwand zu gross ist, kann man einen Hypothekenvermittler beiziehen (etwa Hypoplus, Hypotheke.ch, Moneypark oder andere), der mit den Banken verhandelt. Ein Dossier zusammenstellen muss man aber ohnehin.
  • Vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrer bisherigen Bank. Erwähnen Sie, dass Sie dabei sind, Konkurrenzofferten einzuholen.

3 Monate vor Ablauf: Verhandeln

  • Sagen Sie nirgends vorschnell zu: Auch eine mündliche Zusage ohne Unterschrift begründet einen gültigen Hypothekarvertrag.
  • Studieren Sie die vorliegenden Offerten, klären Sie Ihre offenen Fragen. Vergleichen Sie nicht nur die wichtigsten Eckpunkte der Hypothek (Art, Laufzeit, Zinssatz), sondern auch die Rahmenbedingungen und das Kleingedruckte.
  • Lassen Sie sich unklare Vertragspunkte erklären, etwa zur Zinsusanz. Berücksichtigen Sie auch allfällige Gebühren sowie die Kündigungsbedingungen – all diese Punkte sind verhandelbar.
  • Versuchen Sie, bessere Konditionen herauszuholen, zum Beispiel, indem Sie anbieten, auch weitere Konten zu dieser Bank zu transferieren. Haben Sie keine Scheu davor, die Offerten gegeneinander auszuspielen: Es geht um Ihre Wohnung, es geht um Ihr Geld.
  • Vorsicht vor der Option, die Hypothek mit mehreren Tranchen zu staffeln. Banken werben gern dafür, mit dem Argument, so sinke das Risiko, dereinst zu Höchstzinsen die Hypothek erneuern zu müssen. Aber: Wenn die erste Tranche ausläuft, ist es sehr schwer, sie zu einem anderen Anbieter zu transferieren. Sie bleiben faktisch an die bisherige Bank gebunden.

1 Monat vor Ablauf: Entscheiden

  • Entscheiden Sie sich für die Variante, die Ihnen am meisten zusagt, mit der Ihnen wohl ist.
  • Wenn Sie wechseln: Klären Sie mit dem neuen Anbieter, ob er alle Formalitäten übernimmt bezüglich Zahlung, Schuldbrief und Grundbuch.
  • Stellen Sie den Champagner kühl – Sie haben vermutlich gerade viel Geld gespart!

https://www.beobachter.ch/geld/hypotheken/hypothek-erneuern-und-geld-sparen-684529

Indexieren lohnt sich

Nur gerade 7.69% der aktiven Geld-Manager haben in den letzten 10 Jahren den Europäischen Vergleichsindex geschlagen.

Nur gerade 7.69% der aktiven Geld-Manager haben in den letzten 10 Jahren den Europäischen Vergleichsindex geschlagen. In den USA waren es nur gerade 12.58% der Geld Manager, in Japan14.66%, Naher Osten 8.82%, und in Australien 16.67%. Vereinfacht gesagt, ist die Chance den Vergleichsindex zu schlagen etwa 1 zu 10.
Mit 9 von 10 Fonds werden Sie den Index nicht schlagen, oder sogar eine sehr schlechte Performance erzielen. Geldanalagen indexieren lohnt sich. Dann ist die Chance 100%, das Sie bei der Index Performance liegen. Gerne zeigen wir Ihnen wie das geht.

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«Nur die Performance eines Portfolios sagt so ziemlich nichts aus»

auf der Suche nach dem besten Vermögensverwalter der Schweiz

Dank der Digitalisierung setzt sich Transparenz je länger, je mehr auch in der Vermögensverwaltung durch. Mithilfe unterschiedlicher Plattformen sind Vergleiche möglich.

Mark Baer 19.04.2024, 05.30 Uhr 

Wie gut ist Ihr Vermögensverwalter? Handelt es sich bei Ihrer Bank um ein transparentes Haus, das offen zeigt, wie gut beziehungsweise wie schlecht es arbeitet? Transparenz, auch wenn es sich in der Bankenwelt noch nicht überall restlos herumgesprochen hat, wird für Vermögensverwaltungshäuser in Zukunft eines der wichtigsten Kriterien sein.

Die technologisch affine Gen Z, welche den digitalen Vergleich so gut beherrscht wie keine andere Generation vor ihr, wird je länger, je mehr dafür sorgen, dass auch Banken ihre Dienstleistungen offenherzig ins Schaufenster stellen werden.

Heute lassen die meisten Banken ihre Kundinnen und Kunden aber noch immer lieber im Dunkeln, wenn es um Rendite und um Gebühren geht. Eine Studie des VZ-Vermögenszentrums zeigt, welche Depotauszüge Transparenz bieten. Von den untersuchten 35 Schweizer Banken gelten nur bei jeder dritten Bank die Reportings als «genügend».

So weist heute praktisch keine Bank in ihrem Depot aus, wie viel Risiko ihr Asset-Management eingegangen ist, um die erreichte Performance zu erzielen. Wie stark die Profis mit der Volatilität spielen, ist aber ein ganz wichtiger Punkt für die Anlegerinnen und Anleger. Das Risiko zeigt auf, wie sich das Portfolio in verschiedenen Marktphasen schlagen wird. Je grösser das gewählte Risiko, umso höher muss Ende Jahr auch die Rendite ausfallen. Und wenn man sich für ein hohes Risiko entscheidet, ist es wahrscheinlich, dass bei hoher Volatilität einzelne Anlagen richtig zerzaust werden.

Hat man als Investor nur die Performance und vergleicht diese beispielsweise mit dem SMI oder dem Dow-Jones-Index, dann sagt das wenig darüber aus, wie gut oder schlecht die Hausbank tatsächlich gearbeitet hat. Um einen Vermögensverwalter aber wirklich mit einem anderen zu vergleichen, braucht es den relativen Vergleich. Man muss neben der Rendite auch das Risiko kennen.

Die Online-Vergleichs-Tools

Heute gibt es in der Schweiz Plattformen, die einem beim Vergleich zwischen den Anbietern behilflich sind: Der Pionier hier ist Performance Watcher, ein Tool, das Portfolios von über fünfzig Banken, Vermögensverwaltern, Family-Offices und Treuhändern einander gegenüberstellt. Die Vergleichsplattform ist vor gut zehn Jahren durch Nicholas Hochstädter fürs eigene Family-Office entwickelt worden. Heute kann sie jeder Privatanleger gratis nutzen.

Performance Watcher misst nicht nur die Rendite von Portfolios, sondern kontrolliert auch die Qualität der Performance. Basierend auf dem Netto-Portfolio-Wert und Geldzu- und -abflüssen berechnet Performance Watcher die tägliche Anlageperformance und das Risiko eines Portfolios.

Diese Daten der Performance und der Volatilität werden dann mit einer grossen Anzahl diskretionärer Kundenportfolios verglichen. Bei einem diskretionären Mandat handelt es sich um ein Portfolio, das alle wesentlichen Anlageklassen wie Aktien, Cash oder Obligationen enthält und von einer Bank im Auftrag einer Kundin oder eines Kunden verwaltet wird. Dabei wird die Kundschaft bei den konkreten Anlageentscheidungen nicht laufend einbezogen.

Alle Daten auf der Plattform erhält Performance Watcher vollständig anonymisiert. Sie kommen über Schnittstellen von Banken herein oder direkt von Bankkunden. «Durch direkte Datentransfers von Endkunden verfügen wir in unserem Ökosystem auch über Portfoliodaten von UBS, Julius Bär sowie von verschiedenen weiteren Banken, die uns nicht direkt mit Daten versorgen», erklärt Marc Lussy. Der 53-Jährige zeichnet für Performance Watcher für den Deutschschweizer Markt verantwortlich und ist in der Branche vor allem als Fintech-Berater bekannt.

Von über tausend Mid-Risk-Portfolios hat das beste Mandat auf Performance Watcher im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent zugelegt, während das schlechteste eine Minus-Performance von 0,7 Prozent verzeichnete. «Nur die Performance eines Portfolios sagt aber so ziemlich nichts aus», meint Lussy.

Jener Vermögensverwalter, der 2023 ein Plus von 7,5 Prozent verzeichnen konnte, sei möglicherweise ein viel zu hohes Risiko eingegangen und habe dank aufstrebenden Märkten einfach «Glück gehabt». Gut möglich, dass ein solcher Asset-Manager ein Jahr später mit einem deftigen Minus abschliesse. Wenn die schlechteste Performance des vergangenen Jahres allerdings mit einem sehr tiefen Risiko erreicht worden sei, könne es sich tendenziell auch um ein gut gemanagtes Portfolio handeln, schlussfolgert der Experte.

Preis und Unabhängigkeit zählen

Die Plattform Zwei Wealth führt einmal pro Jahr einen Renditevergleich von Banken und Vermögensverwaltern durch. Hierbei reichen die Häuser allerdings ihre eigenen Daten ein. Überprüfbar sind diese nicht. Eine Rangliste der Erhebung gibt es nicht, da die Daten von den Banken unter der Bedingung geliefert werden, dass sie nicht mit dem Namen versehen publiziert werden. «Die Publikation der Namen der Banken würde zudem ein falsches Bild vermitteln, als ob es den besten Vermögensverwalter gäbe», erklärt der Zwei-Wealth-CEO Patrick Müller. Diesen gebe es aber nicht, es gebe allerdings eine Menge Topmanager, die systematisch gute Arbeit leisteten.

Die Idee von Zwei Wealth ist, dass man auf der Plattform ab einem Vermögen von 1 Million Franken sein eigenes Wealth-Office finden kann. Dieses regelt für Personen, Gruppen oder Institutionen die Vermögensangelegenheiten.

Auch Finguide vergleicht die Kosten und Renditen von Schweizer Vermögensverwaltern und Banken. Um Kennzahlen zu erhalten, werden die Banken von der Plattform befragt. «Im Grundsatz vertrauen wir den Aussagen unserer Partner, aber einiges überprüfen wir auch, zum Beispiel die angegebenen Performances», erklärt der Finguide-Geschäftsführer Matthias Hunn. Wie auf Performance Watcher werden die Renditen der Portfolios mithilfe von Bankausweisen von Kundinnen und Kunden getrackt.

Aus diesen ausgewählten Anbietern versucht Finguide den richtigen Vermögensverwalter zu finden. «Unser Algorithmus identifiziert für jede Kundin und jeden Kunden die vier bis fünf am besten passenden Anbieter», sagt Hunn. Nach einer Beratung entscheidet sich der Kunde dafür, zwei Unternehmen beziehungsweise deren Berater persönlich kennenzulernen.

Als wichtigstes Kriterium bei der Wahl der Bank bezeichnet Hunn die Gesamtkosten, gleich danach folgen transparente und einfach verständliche Preise. Am drittwichtigsten sei eine hohe Rendite, und als Auswahlkriterium an vierter Stelle bei der Suche eines Vermögensverwalters stehe bei den über tausend befragten Finguide-Userinnen und -Usern eine unabhängige Beratung.

Welches sind die teuersten Banken?

Aus der Sicht von Benjamin Manz, Geschäftsführer der Vergleichsplattform Moneyland, sind die Gebühren bei der Wahl des richtigen Vermögensverwalters tatsächlich sehr wichtig, da sie die erwirtschaftete Performance «zuverlässig schmälern».

Zu den wichtigsten Gebühren gehören regelmässig anfallende Mandatsgebühren und sogenannte TER (Total Expense Ratio) der eingesetzten Fonds. Am meisten Gebühren heischen laut dem 43-Jährigen manche Privatbanken. Diese publizierten die Vermögensverwaltungskosten häufig auch gar nicht. «Am günstigsten sind meistens digitale Vermögensverwalter, sogenannte Robo-Advisors», sagt der Moneyland-Chef.

Manz wünscht sich Transparenz in jeder Hinsicht – was Preisstruktur, Produkte, Personen und das Geschäftsmodell angeht. So empfehle es sich auch, darauf zu achten, dass die Bank keine teuren und intransparenten Produkte einsetze. Ein weiterer wichtiger Tipp von Manz ist, dass man nicht alle Dienstleistungen bei einer einzigen Bank beziehen sollte. «Es ist in der Regel sinnvoller, unterschiedliche Dienstleistungen wie Säule 3a, Trading, Vermögensverwaltung, Sparkonten, Kreditkarten usw. bei den jeweils besten und günstigsten Banken und Anbietern separat zu beziehen.»

Der perfekte Match

Schliesslich ist auch Finfinder eine unabhängige Plattform, die Anleger bei ihrer Suche und Auswahl von Finanzberatern unterstützt. Derzeit sind auf dem Portal über 270 Finanzcoachs in der Deutschschweiz registriert. «Wir wissen aus Erfahrung, dass es viele Menschen gibt, die Fragen zu ihren Finanzen haben, sich aber nicht an ihre Bank oder ihren Berater wenden, da sie aus verschiedensten Gründen viele Hürden sehen», sagt der Mitgründer Ati Tosun.

Auf seiner Plattform geht es ein wenig wie auf Tinder zu und her. Für die Klientel werden sympathische und vertrauensvolle Beraterinnen und Berater gesucht. Bei vielen Banken habe man heute nicht mehr einen fix zugeteilten Berater. «Viele Menschen wollen aber einen persönlichen Ansprechpartner, den sie gemäss ihren persönlichen Kriterien ausgewählt haben», so erklärt Tosun das Konzept seiner Plattform. Gesucht werde der perfekte Match. «In Kundeninterviews hören wir, dass es oft an diesen Soft-Faktoren liegt, wenn die Beziehung nicht optimal ist.» Und wenn es schon an der Kommunikation scheitere, dann werde der Kunde den Kontakt mit seinem Berater meiden beziehungsweise auf ein Minimum reduzieren.

Wie die anderen Plattformen bezeichnet sich auch Finfinder als absolut unabhängig. Die Plattform werde nicht über Leads oder Abschlussprovisionen entschädigt. Die registrierten Finanzberaterinnen und Finanzberater zahlen eine Jahrespauschale für die Teilnahme auf der Plattform. Gefragt sind laut Tosun vor allem unabhängige Beraterinnen und Berater. Diese erhielten 1,5-mal so häufig Kontaktanfragen wie Berater von Banken und Versicherungen.

Der Druck auf die Schweizer Banken und Vermögensverwalter erhöht sich mit diesen verschiedenen Plattformen laufend. «Viele Finanzdienstleister haben immer noch Angst, die Hose herunterzulassen», sagt Adriano Lucatelli, CEO des Robo-Advisors Descartes. Es würden noch immer tausend Erklärungen abgegeben, weshalb man dieses Risiko und jene Performance nicht miteinander vergleichen könne.

Aber auch wenn sich Banken und Vermögensverwalter immer noch schwertun mit dem Thema Transparenz, glaubt Lucatelli, dass in Zukunft mehr und mehr Häuser «zur Vernunft» kommen würden. «Dass man nicht immer der Beste sein kann, versteht der Kunde.» Es gebe keinen Grund, die Performance und das Risiko nicht offenzulegen.

https://www.nzz.ch/finanzen/wie-findet-man-den-besten-vermoegensverwalter-ld.1824671