Langweilig ist in der Geldanlage meist erfolgreich, Die aktiven neuen ETF’s versprechen erfolgreicher zu sein. Doch reicht langweilig in der Geldanlage nicht (mehr)?

Das Marktvolumen von aktiven ETFs ist momentan zwar noch recht klein, wächst aber unglaublich schnell, sowohl in der ganzen Branche als auch für uns bei JP Morgan», betont Ted Malcolm, Head of UK ETF Distribution bei JP Morgan Asset Management. 

So entfielen 2023 mehr als 20 Prozent aller in ETFs fliessenden Gelder auf aktive ETFs. «Dies, obwohl unsere Asset under Management (AUM) plus sechs Prozent betragen. Die Zahl dürfte in den nächsten Jahren ziemlich in die Höhe schiessen», prophezeit Ted Malcolm.

n den ersten Monaten dieses Jahres hätten aktive ETFs bereits 40 Prozent aller Gelder ausgemacht, die in ETFs fliessen. Das neue Angebot kommt bei institutionellen Anlegern offenbar gut an.

Bewusstseinswandel bei Asset-Managern

Es findet ein Bewusstseinswandel im ETF-Land statt. ETFs, die passiv und indexbasiert sind, bekommen immer mehr Konkurrenz durch aktiv verwaltete ETFs. Die Hoffnung der Finanzbranche: Je grösser die Auswahl, desto mehr Anlegerinnen und Anleger investieren. Das Ziel von JP Morgan Asset Management ist, «etwas innovativere Lösungen auf den Markt zu bringen als nur die traditionelle Indexnachbildung», betont Ted Malcolm.

Zwei Anlagewelten werden vereint

Doch warum interessieren sich die Anlegerinnen und Anleger plötzlich für aktive ETFs? Das hat in den Augen von Ted Malcom zwei Gründe: ETFs sind ein Vehikel, in das man verschiedene Anlagestrategien einbringen kann.

«In der Vergangenheit waren alle Strategien passiv und indexbasiert, was sehr erfolgreich war», resümiert Malcolm. «Aber wir bei JP Morgan wollten einige Fähigkeiten unserer Teams rund um den Globus zur Verfügung stellen und sie über ETF anbieten.» So erhalten Investorinnen und Investoren die Vorteile aus beiden Welten: Sie bekommen eine hochwertige aktive Strategie, die zudem in einen ETF verpackt ist.

Höhere Transparenz kommt an

Und was sind die Vorteile eines ETF? Zum einen Transparenz: «Denn unabhängig davon, ob es sich um einen aktiven oder einen passiven ETF handelt, müssen Anbieter ihre Bestände täglich offenlegen», so Ted Malcolm. Die Kundschaft kann also auf die Website gehen und genau sehen, was der Anbieter am Vortag mit dem Portfolio gemacht hat. 

Das sei, so Malcolm, wichtig, wenn die Dinge aus dem Ruder laufen oder es grosse Unruhe auf dem Markt gibt, wie letztes Jahr bei der Credit Suisse oder der Silicon Valley Bank.

«Bei anderen Strukturen auf dem Markt hingegen erhalten Sie die Bestände zum Monatsende. Ich denke, unsere Transparenz ist für unsere Kunden nur von Vorteil», betont Ted Malcolm.

Schnell und günstig

«In unserer heutigen Welt, in der Sie Ihre Amazon Prime-Lieferung in weniger als 24 Stunden erhalten können, ist es nicht sehr akzeptabel, dass Sie Ihren Net Asset Value (NAV) nicht sofort erhalten können.» Das ändere sich nun.

Aus Kostensicht sind selbst aktive ETFs günstig. Für Ted Malcolm hat das gleich mehrere Gründe: «Wir müssen wettbewerbsfähig sein, was für unsere Kunden gut ist. Aber aktive ETFs sind für uns selbst operativ sehr effizient zu betreiben. Die Arbeitsbelastung ist geringer.» Dies bedeutet, dass weniger Leute an der Verwaltung und Einrichtung eines ETF beteiligt sind. Und so können Anbieter wie JP Morgan Kosteneinsparungen weitergeben.

7 bis 9 Prozent Rendite

Ziel ist es, den Anlegerinnen und Anlegern ein überdurchschnittliches Ertragsniveau zu bieten: Zwischen 7 und 9 Prozent Rendite auf einen Korb hochwertiger Aktien und Optionen lägen drin. 

«Unsere Kunden waren zunächst vor allem institutionelle Kunden mit grossen Mandaten», betont der JP-Morgan-Manager. Heute sei das anders, auch kleinere Investoren bekundeten Interesse. 

Palette aktiver ETFs wird erweitert

JP Morgan Asset Management brachte zuerst Research- und Index-Strategien auf den Markt. Die Erfolgsbilanz erlaube es nach fünf Jahren, die Palette zu erweitern. Dies sei unter anderem der Bereich Equity Premium Income. «In den USA haben wir bereits eine Strategie, die vor ein paar Jahren aufgelegt wurde und inzwischen der grösste aktive ETF der Welt ist», freut sich Ted Malcolm über diesen Erfolg. 

Regelmässige Erträge bei geringer Volatilität

«Ausserdem geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen den Erträgen und der Gesamtrendite herzustellen», erklärt Piera Elisa Grassi von der International Equity Group bei JP Morgan Asset Management. Zudem habe das von ihr und ihrem Team erarbeitete Portfolio eine geringere Volatilität als ein typisches Aktienportfolio, liefere aber gleichzeitig Erträge. Und das, ohne ein Durationsrisiko zu haben.

Zur Erklärung: Oft sind Erträge mit einem Kreditrisiko, mit festverzinslichen Engagements und einem Durationsrisiko verbunden. In diesem Fall wird das Portfolio durch ein Aktienengagement und ein Options-Overlay ergänzt. «Durch die Kombination dieser beiden Elemente erhalten Sie ein besser geschütztes Portfolio», erklärt Piera Elisa Grassi.

Weniger Volatilität als beim MSCI World

Das Portfolio enthält eine Kombination aus Dividendenerträgen aus Aktien und Prämien aus Optionen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist ähnlich wie beim MSCI World. «Aber die Dividendenrendite ist aufgrund des konservativen Ansatzes etwas höher. Im Moment liegen wir bei 2,6 gegenüber 2 Prozent im MSCI World», erörtert Malcolm. «Seit wir das Produkt in den USA auf den Markt gebracht haben, haben wir gesehen, dass mehr und mehr Konkurrenten Produkte auf den Markt gebracht haben, die in gewisser Weise das kopiert haben, was wir machen.»

Massgeschneidert für Senioren

Mit Blick auf etwelche Unsicherheiten, beruhigen die beiden Assetmanager: Es werde einen Schutz nach unten geben, wenn etwas passiert. Wenn hingegen die Märkte in die Höhe schiessen, wird es eine Obergrenze für den Aufwärtstrend geben. «Das ist fair», meint Grassi.

Es gibt viele Anlegerinnen und Anleger, die Erträge aus ihren Anlagen und Konten benötigen, etwa Rentnerinnen und Rentner. Hier ist die Einkommenskomponente sehr wichtig. Vermögensverwalter und Privatbanken haben oft solche Privatkunden.

Die Nachfrage sei neuerdings besonders gross bei privaten Investorinnen und Investoren, betont Grassi. In Grossbritannien und Europa hätten deshalb viele Anbieter diese Lösung bereits in ihr Angebot aufgenommen. «Denn sie wissen, dass es eine Nachfrage von Einzelhandelskunden gibt», ordnet Grassi ein.

Sieben bis neun Prozent Ertrag sind ein Anreiz für diejenigen, die ein Einkommen wünschen: «In vielen Anlageklassen ist das ziemlich schwierig. Es ist etwa möglich, wenn man die Liquidität aufgibt», stellt Ted Malcolm fest. Neben den wichtigen Erträgen stehe bei den Engagements Aktien mit niedriger Volatilität im Vordergrund.

Rasantes Wachstum

Die Prognosen der beiden JP Morgan-Manager sieht rosig aus: «Hier in Europa sind wir der dominierende Akteur. Seit wir mit der Aktivität begonnen haben, sind wir von null auf 14 Milliarden gestiegen», freut sich Piera Elisa Grassi über das schnelle Wachstum.

https://www.handelszeitung.ch/banking/aktiv-verwaltete-etfs-beginnen-bei-jp-morgan-ihren-siegeszug-699434


0 Antworten zu „Die aktiven ETF’s sind “interessant”. Die Klassiker sind langweilig. Aber sind sie auch erfolgreicher?“